Verein zur Erhaltung von
Baudenkmalen in Wrisbergholzen

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Der Teetempel im Schlosspark

Der Landschaftsgarten, der in Wrisbergholzen gegen Ende des 18. Jahrhunderts anstelle des barocken Gartens angelegt wurde, war dem Zeitgeschmack entsprechend üppig ausgestattet mit Blumenbeeten, exotischen Gehölzen, seltenen Ziersträuchern und Rankgerüsten für Rosen. Es gab zwei künstliche Bachläufe, zwei Wasserfälle, mehrere Brücken und verschiedene Staffagen, kleine Gebäude und Figuren aus Holz und Stein. Da im 20. Jahrhundert der Park jedoch lange Zeit vernachlässigt und die Pflege zwischen den Weltkriegen und seit den 70er Jahren ganz eingestellt wurde, ist die Ausstattung bis auf einige Reste durch Zerstörung und natürlichen Verfall verschwunden. Erhalten blieben einige Figuren, die sich heute im Schloss befinden, und die beiden wichtigsten Parkstaffagen, die Grabstätte der Familie mit einem großen Gedenkstein von 1865 und ein hölzerner Rundtempel, der vermutlich um 1800 entstanden ist. Trotz der hohen Verluste sind Umfang und Qualität der verbliebenen Ausstattung nach Auskunft des Landesamtes für Denkmalpflege einmalig in Niedersachsen.

Der Tempel, ein Monopteros mit achteckigen Säulen, bildet einen der gestalterischen Höhepunkte des Parks. Er steht auf einem künstlichen Hügel, von dem aus die Umgebung der Anlage überschaubar ist. So ist er Ziel und Ausgangspunkt zahlreicher Sichtachsen, die teilweise über die Grenzen der Anlage hinaus bis in die freie Landschaft reichen, teilweise lange Durchsichten innerhalb des Parks sind. Die Bepflanzung mit Bäumen und Ziersträuchern in der Umgebung des Tempels ist noch weitestgehend vorhanden, auch die Wege sind bis auf wenige Abschnitte erhalten. Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert zeigen, daß der Tempel ursprünglich weiß gefaßt und dadurch ein dominantes Gestaltungselement des Parks war. Er vervollständigt die Komposition aus Bodenmodellierung, Gehölzen, Wegen und Freiflächen. Als angenehmer Aufenthaltsort im Freien wurde der Tempel früher häufig für kleine Teegesellschaften und ähnliches genutzt.

Die gestalterische Bedeutung, die hier nur grob angedeutet werden kann, ist es nicht allein, die den Tempel heute zu einer besonders wertvollen Staffage werden läßt. Auch die Seltenheit von reinen Holzbauten in Parkanlagen trägt dazu bei. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es praktisch in allen größeren Gärten mehr oder weniger aufwendige Bauten aus dem billigen und leicht verfügbaren Baumaterial. Da diese jedoch stärker als massive Steinbauten den Einflüssen der Witterung ausgesetzt sind und meist eher beseitigt als instandgesetzt wurden, sind bis auf wenige Ausnahmen die hölzernen Ausstattungselemente der historischen Gärten verschwunden. Der Wrisbergholzer Tempel ist eines der letzten Beispiele eines reinen Holzgebäudes.

Restaurierung im Jahr 2000

Die bauliche Verfassung des Tempels war Ende der 90’er Jahre so desolat, dass ein völliges Zusammenbrechen in nicht allzu ferner Zukunft zu befürchten war. Die Substanz einzelner Säulen und Teile der Dachkonstruktion waren stark durch Feuchtigkeit und Insektenfraß zerstört. Das gesamte Gebäude war geneigt, die Dachhaut undicht. Die farbige Fassung des Frieses war bis auf geringe Spuren verschwunden, ebenso der ehemals weiße Anstrich. Eine grundlegende Instandsetzung und der Austausch einiger Säulenteile waren notwendig.

Der gesamte Schlosspark befand sich Anfang der 90er Jahre in einem völlig vernachlässigten Zustand, so dass weite Teile sich bereits zu einem waldähnlichen Bestand gewandelt hatten. Daher beschlossen einige Mitglieder des Vereins zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen, 1993 erste Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung einzuleiten.

Im Zuge der bisherigen Restaurierungsarbeiten ist begonnen worden, zunächst den schlossnahen Bereich wiederherzustellen: Die überwachsenen Wege und ehemalige Freiflächen konnten geräumt und zugewachsene Sichtachsen und eingewachsene Baumgruppen freigeschlagen werden, Ziersträucher durch Rückschnitt verjüngt und die Rasenflächen durch regelmäßige Mahd regeneriert werden. Einige zum historischen Bestand gehörende Bäume, die bereits ganz oder teilweise abgestorben sind, sollen demnächst nachgepflanzt werden, darunter eine Libanonzeder, die nur noch durch eine Holzanalyse des vorhandenen Stubbens und ein altes Foto nachgewiesen werden konnte.

Die Instandsetzung des Tempels ist quasi der Schlussstein in der Wiederherstellung der westlichen Hälfte des Schlossparks. Da der Verein die veranschlagten Kosten in Höhe von DM 100.000,- / 50.000 Euro nicht allein aufbringen konnte, wurde ein Finanzierungsplan erstellt, der die Verteilung der Kosten auf mehrere Geldgeber vorsah. Den größten Teil der Kosten trug die Bezirksregierung Hannover; außerdem waren die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Niedersächsische Sparkassenstiftung beteiligt. Der verbleibende Rest wurde vom Verein aufgebrach , teilweise durch Eigenleistung. 

Die Arbeiten konnten im Mai 2001 begonnen werden. Der konstruktive Teil wurde im August 2001 abgeschlossen, ein Jahr später im August 2002 war dann auch die Farbfassung nach Originalbefunden wieder aufgebracht.

Im Jahr 2011 mussten nochmal Holz-Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Danach wurde auch der Anstrich erneuert.